Ein Blaustrumpf mausert sich zur Madame
Nikola gelingt mit Boulevardkomödie "Die Kaktusblüte" ein amüsanter Theaterabend
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Von Michaela Schabel
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Bezaubernd, die Madames, hier Julia Wiesner als Isabelle |
Trotz Neurosen und Widersprüchen wird alles gut. Im Vergleich zu den quirligen Frauen wirkt die Männerwelt insgesamt etwas ungehobelt (Mathias Paintner/Patient) und verschlafen (Aaron Junglbut-Klemm/Nachbar). Karlheinz Attenkofer spielt den geizigen Zahnarzt-Playboy naiv-tollpatschig. Klar, dass er bei der flotten, vifen Stefanie langfristig keine Chancen hat. Mit Julia Wiesner wandelt sich Isabelle von der verheulten Hysterikerin zur kessen, schlagfertigen Mademoiselle, der man einfach nicht böse sein kann. Zum schauspielerischen Highlight wird Ina Lehmann als schrullige Sekretärin. Wie sie die Augen rollt, die Mundwinkel verzieht, sich vom Blaustrumpf in eine attraktive Madame verwandelt, ist tres charmant. Dass die Madames, auch die herrlich neureich-exaltierte Patientin Durand (Daniela Seimel), so bezaubernd wirken, liegt nicht zuletzt an den schwungvollen Petticoat Kleidern (Kostüme: Sabine Hoffmann und Sophia Jackermeier). |
Ein sehr durchsichtiges Chaos beginnt. Immer komplizierter wird das Lügengeflecht und herrlich kitschig das Happy End. Das konnte sehr schnell sehr langweilig werden. Aber die Nikolaner wissen Regie zu fuhren und haben nun in der zweiten Generation sehr begabte Darsteller, die das altbackene Stück charmant aufpeppen. Die breite Bühne des Pfarrsaals wird geschickt in drei Räumlichkeiten umfunktioniert. Lichtwechsel verorten zwischen Schlafzimmer, Praxis, Schallplattenladen. Ein Vorhang verwandelt die Szenerie in eine Bar. Harte Schnitte verdichten den Text. Sabine und Rebecca Wiesner führen exakt Regie. Statt das Tempo in den boulevardesken Wahnsinn zu treiben, arbeiten sie die emiotionale Herz-Schmerz-Dramatik paradistisch heraus, womit das Stück einen beschwingten Seifenopern-Charakter bekommt. |
Kritik LZ vom 18. April 2016
- Kategorie: Kritik
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