Das Theater Nikola feierte mit seiner Bühnenadaption des Romans am Samstag eine Gänshaut-Premiere. Regisseur Thomas Ecker hat die Bühnenfassung selbst geschrieben und dabei größtenteiis auf physikalische Fachausdrücke verzichtet. So können alle Zuschauer der Handlung auch folgen. Ecker bleibt dabei nah an der Romanvorlage. Im Mittelpunkt der Handlung steht der Astronaut und Psychologe Kris Kelvin (Reinhart Hoffemann}. Nachdem der von Solaris zurückgekehrte Forscher Henri Berton (Karl-Heinz Attenkofer) von schrecklichen Mutationen des 0zeans berichiet, wird Kelvin auf die Raumstation geschickt, um dort nach dem Rechten zu sehen. Er trifft auf zwei sichtlich verwirrte und mitgenommene Besatzungsmitglieder: Snaut (Rudolf Karl) und Sartorius (Bernd Stindt). Die beiden sind nicht allein, sie haben "Gäste". Als Reakition auf eine Röntgenbestrahlung hat der Ozean begonnen, Erinnerungen der Forscher zu materialisieren, und so erscheinen ihnen plötzlich Personen aus ihrer Vergangenheit. Auch Kelvin bekommt Besuch. Seine verstorbene Frau Harey (Sonja Trompke) steht plötzlich leibhaftig vor ihm. Verzweifelt versuchen die Forscher, die Erscheinugen loszuwerden, denn sie sind allesamt Erinnerungen an menschliches Versagen und dunkle Abgründe. Die Wirklichkeit wird langsam durchlässig. Niemand kann mehr sicher sein, wer Mensch ist oder gar das Geschöpf des Ozeans. Doch Kelvin beginnt plötzlich auf einen Neuanfang mit Harey zu hoffen....
Regisseur Thomas Ecker hat das Ensemble wieder zu einer Höchstleistung geführt. Reinhart Hoffmann befindet sich als Kelvin mit Eintritt in die Raumstation in einem Albtraum. Er verleiht seiner Figur kriminalistischen Ehrgeiz, obwohl die Nerven blankliegen. Mit groBer Emotion lasst er Kelvin in die neue Liaison mit Harey stürzen. Seine Schuldgefühle an ihrem Selbstmord schwappen immer wieder an die Oberfläche. Sonja Trompke schreitet als Harey erst fast ferngesteuert durch die Raumstcftion. Je mehr sie aber erkennt, dass sie nicht wirklich Harey ist, werden ihre Züge immer menschlicher. Sie ist bereit, Kelvin aufzugeben und versucht sich das Leben zu nehmen. Doch sie kann nicht sterben.
Rudolf Karl verkörpert mit Snaut die Frage nach dem philosophischen "Warum?" Was will der Ozean mit der Materialisierung bezwecken? Hat er ein Ziel? Sind die Menschen nichts als Marionetten? Bernd Stindt ist als Sartorius der umgekehrte Faust, der versucht das ewige Leben zu vernichten. Autoritär und emotionslos sucht er nach einer Lösung. Als Ausschuss der internationalen Sicherheitsbehörde repräsentieren Gaby Butz, Richard Marx und Josef Reindl die Front der Wissenschaft. Alles was über den Verstand hinausgeht, wird als geisteskrank abgetan. Das Stück bleibt spannend bis zur letzten Minute. Die atmosphärische Musik geht den Zuschauern unter die Haut. Mit großartigen Kostümen und hervorragender Maske bietet Theater Nikola mit "Solaris" großes Kino.
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