"Drei Stunden sind schon lang", war hier und dort im Publikum zu hören, ehe sich am Samstag um 18 Uhr der Vorhang zur Premiere der "Nibelungen" im Theater Nikola öffnete. Hebbels Original besteht aus mehreren Teilen. Das Theater Nikola hatte es gewagt, das Stück auf einen Abend zu komprimieren. Es war jedoch nicht nur aufgrund der Länge ein ausgefallenes Bühnenwerk. Unter der Regie von Matthias Hoffmann genoss das Publikum ein außergewöhnliches Stück in einem vollen Haus. Anfangs allerdings schweiften viele fragende Blicke umher. Denn die Bühne war mit dem Gestell einer bekannten Landshuter Firma eingerüstet. Dann marschierte der Hofstaat Künig Gunthers ein. Keines der teils schrillen Kostüme sah aus wie das andere. Der König unterhielt sich mit seinem Spielmann. Es ging um die schönste aller Frauen- und damit nahm das Unglück seinen Lauf. Doch wie sollte Gunther die Reckin im Kampf besiegen? Drachentöter Siegfried musste helfen. In Turnschuhen, grüner Hose, rosa Poloshirt und Sakko betrat er die Bühne. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war das Publikum auch ·von der ungewöhnlichen Inszenierung begeistert. Mit hervorragender schauspielerischer Leistung war das überzeugte Aaron Jungblut-Klemm als Siegfried ebenso wie Hagen alias Reinhart Hoffmann und Krimhild, die schöne Schwester des Königs, gespielt von Sabine Hoffman.
Letztere wollte Siegfried zur Frau. Sie war der Preis dafür, die schöne Brunhild zu besiegen und für König Gunther zu gewinnen. Dank einer Tarnkappe ging der Plan auf. Und Gunther konnte seine Braut heimführen. Schon zur 40-minutigen Pause war das Publikum hellauf begeistert. "Hervorragend"; "Das waren doch nie 80 Minuten", "Wahnsinn, wie man bei solch komplexen Texten auch noch schauspielern kann" -so und ähnlich außerten sich zahlreiche Zuschauer. Gleichzeitig gab es viel Lob fur die Schauspieler: "Wie heißt der Siegfried? Der ist unglaublich. Genau wie die Krimhild und der Hagen."
Doch erst nach der Pause ging es so richtig zur Sache. Krimhild war nach der Ermordung Siegfrieds durch Hagen mit dem Hunnenkönig Etzel vermählt worden und ihm in sein Reich gefolgt. Jahre hatte es gedauert, bis die Burgunder es wagten, dem Brautpaar einen Besuch abzustatten. In all dieser Zeit hatte Krimhild ihre Rachegedanken immer mehr geschürt. So kam es, wie es kommen musste. Krimhild nahm sogar den Tod ihrer Brüder und des eigenen Sohnes in Kauf, um ihre Rache an Hagen auszuleben. Am Ende waren alle tot. Die Kampfszenen waren ebenso grandios wie der Rest der Inszenierung. Obwohl auf der Bühne ein riesiges·Gemetzel stattfand, wirkte die Choreographie fast anmutig. Bei jedem Gefallenen hörte man "au", "ahh" und "ohh" aus dem Publikum. Sicherlich gab es trotz Fallschule den einen oder anderen blauen Fleck, den die Schauspieler für diese hervorragende und auBergewöhnliche Aufführung aber sicher gerne in Kauf nahmen.
Weitere Auffiihrungen des Stücks sind am 31. Oktober sowie am 1., 7., 8., 14. und 15. November. Karten für diese Termine gibt es unter der Telefonnummer 32468. -cr-
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