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Theater Nikola Landshut e.V.

Buehne Landshut

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Faust I

Teuflisch guter Pakt mit dem Bösen

Das Theater Nikola überzeugt mit Premiere von Goethes Faust I

Von Martina Hippauf

Juristerei, Liebelei und Teufelei schlugen am Samstagabend das Premierenpublikum des Theater Nikola im Pfarrsaal des Pfarrzentrums St. Nikola in den Bann. Regisseur Matthias Hoffmann und das Ensemble des Theaters Nikola schritten mit Feuereifer den ganzen Kreis der Schöpfung aus und wandelten mit viel Witz und Tempo vom Himmel durch die Welt zur Hölle.

 Kritik Landshuter Zeitung vom 24. Oktober 2011  
 

Richard Marx als Theaterdirektor, Martin Heisl als Dichter und die gewitzte· Michaela Karl als Lustige Person machen mit ihrem Vorspiel schnell klar, dass eine. derartig professionelle Laienbühne wie das Theater Nikola keine Beruhrungsängste mit dem deutschen Klassiker zu haben braucht:

Das Publikum hat noch die Sektgläser in der Hand, da beginnen die Kostümierten, die gerade noch so fröhlich plaudernd in der Menge gestanden haben, . das Spiel. Auf himmlischen Pfaden wandelt DER HERR in Parka und Baseballmütze einher. Rainer Weihet gibt einen alten, gebrechlich wirkenden Gott, der sich auf seine Krankenschwester (Theresa Trompke) mit dem Erzengelgesicht stützt, doch zu neuen Kräften findet, wenn ihn das Böse in Gestalt des Mephistopheles zu einer Wette herausfordert. Damit gilt es für Mephistho (Reinhart Hoffmann), der Seele des Faust hinterherzujagen. Josef Reindl als Faust demonstriert eindrucksvoll, dass diese Seele sich beinah aufgerieben hat an Philosophie, Juristerei, Medizin und leider auch Theologie aber dennoch vollungebrochener Leidenschaft steckt. Dem abgeklärten, strebsamen Famulus Wagner (Anton Seeanner) fliegen die Bücher um die Ohren. Regisseur Matthias Hoffmann lässt den Famulus seinen Faust nicht zu langen Osterspaziergängen verführen. Faust darf gleich zur Tat schreiten und das Johannesevangelium in die Schreibmaschine hacken: "Am Anfang war die Tat". Auf Fausts Erkenntnissuche begegnet dem Publikum im Pfarrsaal dann viel Hokuspokus, aber kein fauler Zauber. Ohne sich aus einem Pudel quälen zu müssen, bestichtMephisto vom ersten Auftritt an mit schillernder Bühnenpräsenz. Nur zu gern sähe man da Faust von ihm zugrunde gerichtet. In Auerbachs Keller gibt es dann ein explosives Zechgelage, bevor in der Hexenküche von Theresa Trompke der Trank bereitet wird, der Faust die Jugend wiederbringen soll. Ein paar Schlucke später, nachdem sich Josef Reindl in die Playboy-Schönheit Helena verguckt hat, jagt Alexander Hell als frisch verjüngter Faust seinem Gretchen hinterher. Dann geht es Knall auf Fall: voll wiedergewonnener jugendlicher Manneskraft drängt Faust jetzt Mephisto lüstern und ungeduldig dazu, den Kuppler zu spielen. Aber Margarete (Marie-Therese Hoffmann) fackelt nicht lange und übergt das erste Werbungsgeschenk brav der Mutter, die es zum Pfaffen trägt. Zum Glück gibt es die pfiffige Nachbarin Marthe (Dorothea Ellinger), die vor Wiederholungstaten warnt und schnell erkennt, wer da in Gretchen vernarrt ist. Als lustige Witwe scheut sie auch vor einem heißen Flirt mit dem Teufel nicht zurück.  Nach einer raschen Verführung der Jungfrau führt Merphisto seinen Faust hinein in eine bunte, schrille Walpurgisnacht. Marie Therese Hoffmann spielt als im Kerker gefangenes Gretchen die Verzweiflung der in den Wahnsinn getriebenen Mutter- und Kindsmörderin mit so eindrucksvoller Intensität, dass am Ende der Inszenierung vor dem Applaus die Gänsehaut kommt.

Das geniale Bühnenbild lässt das Ensemble mit drei Spielplätzen genug Handlungsraum offen, um lanatmige Umbaupausen zu vermeiden. Dem Theater Nikola ist eine temporeicher, durch und durch packender Theaterabend gelungen.